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Vor dem Bericht, wie er im Gedenkbuch der Jakobsdorfer Kirchengemeinde niedergeschrieben ist, möchte ich (Altkurator Johann Schuff Nr. 75) zum allgemeinen Verständnis ein paar geschichtliche Daten vorausschicken. Der erste König, des im Jahre 1881 gegründeten rumänischen Königreichs, welches aus dem Zusammenschluß der beiden rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei bestand, war der deutsche Prinz Karl von Hohenzollern. Er regierte das Land als Fürst 1866 - 1881, danach als König (Karl I) bis in das Jahr 1914. König Karl der Erste, konnte und wollte sein deutsches Blut und seine Sympatie für Deutschland nicht verleugnen und verstand es, Rumänien aus dem sich bildenden Feindblock gegen Deutschland, herauszuhalten. In diesem Sinne schloß Rumänien mit Deutschland ein geheimes Neutralitätsabkommen. Karl der Erste starb 1914. Nach ihm folgte auf dem rumänischen Königsthron sein Neffe Ferdinand, auch ein deutscher Prinz von Hohenzollern. Die damalige rumänische Regierung, unter ihrem liberalen Ministerpräsidenten Bratianu, sah aber nur im Zusammengehen mit Frankreich, England und Rußland eine Möglichkeit Siebenbürgen mit dem rumänischen Altreich zu vereinigen. Zwei Jahre nach Ausbruch des Krieges, also 1916, konnte König Ferdinand nicht mehr verhindern, dass die rumänische Regierung Österreich-Ungarn den Krieg erklärte und schon am 27 August 1916 überschritten rumänische Truppen die siebenbürgische Grenze. Bericht über die Flucht Jakobsdorf im Herbst des Kriegsjahres 1916 In den letzten Tagen des August wiegten wir uns noch in der gewissen Hoffnung, Rumänien erklärt den Krieg gegen uns nicht. Wie plötzlich kam es dann! Als am Abend des 30 August die Trommel des “Borgers” so anders als sonst klang und sein aufgeregtes Rufen zu uns heraufscholl, wußten wir, nun ist es am “flüchten”. Gerüchte von aus anderen Gemeinden kommenden, wonach die Rumänen schon in der Nachbargemeinde sein sollten, vermehrten die Panik. Aus dem Dorfe hörte man das Weinen der Frauen und Kinder, das Rufen der Männer. Der traurige Lärm erinnerte lebhaft an den Tag der Mobilmachung. Abends spät fuhren die ersten Wägen ab, meist junge Frauen und kleine Kinder, den nächsten Morgen fast die ganze Gemeinde. Diese letzteren kehrten jedoch nach 2 Tagen zurück. Leider waren die vorausgefahrenen Wägen nicht richtig verständigt worden und warteten diese, der Verabredung gemäß in Torda 3 Tage vergebens auf die Nachkommenden. Hier in Torda stauten sich alle Flüchtlinge, die gezwungen waren, mit Wagen zu fahren. Auf Schritt und Tritt traf man Bekannte, die meisten sahen so “gealtert” aus. Wenn unsere Jugend ihre Fröhlichkeit manchmal wiederfand, die allgemeine Stimmung blieb ernst und düster. Sie verhinderte dass man das viele Schöne, das die Fahrt in dem schönen Herbstwetter bot, nicht recht aufnehmen konnte. Wie abwechslungsreich war die Reise durch die schönen Täler des Nyara, Aranjos und Maros, wie erquickend das Bad in den klaren Fluten des Aranjos! Dankbar gedenken wir der freundlichen Aufnahme, die wie überall, besonders aber in einer Fabrik der Solvay-Werke in Torda fanden. Nach dreitägigem Aufenthalt ging es dann weiter bis Mahyartona. Heri teilte sich die Fluchtgesellschaft. Einige Wägen fuhren unter der Leitung des Rektor Martini in den Crongrader Komitat, die andern schlossen sich der Pfarrerfamilie an, um nach Klausenburg zu fahren. Hier erfuhren sie dass eine Heimreise möglich sei, da die Nachrichten aus der engeren Heimat günstiger lauteten. Nach vielen Bitten und Bemühungen erhielten sie die Erlaubnis heimzukehren und mit den nötigen Papieren versehen, wurde die Heimreise angetreten. (11 September) Nach Hause! Wie werden wir es finden? Wenn wir auch wußten, der Feind war noch nicht in unserem Heim gewesen, beschlich uns neben der großen Freude, doch auch Bangigkeit. Und dann- daheim, wieder daheim! Wie danken wir Gott und wie ergreifend war das Wiedersehen. (am 14 September) Doch nicht lange währte die Freude. In den Tagen vom 21-27 September sprach man wieder von Flucht. Aber noch einmal dies Schreckliche mitmachen? Trotzdem von Seligstadt, Bekokten, Retersdorf schlimme Nachrichten kamen, der Kanonendonner immer stärker wurde, war eine Stimme in der Gemeinde, lieber aushalten, wenn die Schicksalsstunde kommt. Und sie kam! Als die Mutigsten unter uns schon verzagen wollten, nahte aber die Rettung. Am Vormittag des 28 September zog das deutsche Infanterie-Regiment Nr. 375 in unsere Gemeinde ein. Sie wurde herzlich bewillkommt und alle freuten sich Offiziere und Mannschaften beherbergen zu können. Doch nicht lange währte die Rast der Ermüdeten, schon Abend 6 Uhr, kam der Befehl zur Marschbereitschaft und halb 9 Uhr (Abends) marschierte das Regiment ab. Auf Wiedersehen - auf Wiedersehen rief ein blutjunger Leutnant und wie bald sahen wir ihn wieder! - Frühmorgens - Michelstag - konnte man nach dem Geschützfeuer schließen, dass heftiger Kampf in der Nähe war und bald wußte man Sicheres. Bei Hunderbücheln waren “unser” Regiment, bei Henndorf - Retersdorf österreich-ungarische Truppen und ein von Schäßburg kommendes Infanterie-Regiment, ebenso der Stab der Division mit dem Feind zusammengetroffen. Stunden der größten Aufregung gingen an uns vorbei. Heftiges Schießen der Kanonen, das Knattern der Maschinengewehre, also Nahkampf. Die durchziehenden Flüchtlinge aus den Nachbargemeinden vermehrten die Angst und Sorge und es kostete viel Mühe, die Leute im Dorf zu beruhigen. Vormittags kamen die Ärzte eines deutschen Feldlazaretts und ersuchten um Unterkünfte für das Lazarett (Militärkrankenhaus). Schule und Pfarrhaus wurden sofort zur Verfügung gestellt, Bettzeug aus der Gemeinde zusammengebracht und gegen Mittag trafen auch schon die ersten Verwundeten, zwei Offiziere des Divisionsstabes, ein. Sie wurden bei Rektor Martini, der vor einigen Tagen auch heimgekommen war, untergebracht. Dann kam gleich hinterher eine lange, lange Reihe von Wägen aus Neustadt und Neithausen, die Verwundete brachten und mit ihnen kamen die Nachrichten, dass der Feind zurück gehe, die deutsche Infanterie Division aber leider schwere Verluste gehabt habe. Mit dem Gefühl des gerettet sein, mischten sich bei uns allen das der unauslöschlichen Dankbarkeit, denn, einige Stunden später und wir teilten das Schicksal unserer Nachbargemeinden. Über Hunderbücheln stiegen große Rauchwolken auf, dort hatte der Feind eine Reihe von Scheunen in Brand geschossen. Nun hieß es helfen, helfen und alles wetteiferte um den armen Verwundeten ihr schweres Los einigermaßen zu erleichtern. Lebensmittel, vor allem gutes Brot und Mich, wofür die Kranken besonders dankbar waren wurden in Mengen gebracht. Das Grauen vor Wunden und Blut war bald überwunden und alles stellte sich in den Dienst der guten Sache. Doch immer mehr, immer mehr Verwundete kamen, darunter viele Fälle von Bauch und Lungenschüssen. Abends um 10 Uhr fingen wir an in die Kirche zu betten, um ein Uhr nachts war kein leeres Plätzchen mehr. Im Pfarrhaus wohnten die Ärzte, in einem der Zimmer lag der Divisionsarzt, der vom Pferd gestürzt war, schwer krank. Die Pfarrersfamilie wohnte in der Küche. Am 30 September mußten auch die umliegenden Scheunen in Anspruch genommen werden, so dass am 1 Oktober viel mehr als 600 Verwundete in unserer Gemeinde lagen. Nun begann der Abtransport der Leichtverwundeten, unser lustiger Leutnant musste mit einem Schuß im Arm, zu seinem Bedauern, auch weiter, nach Hermannstadt und Elisabetstadt, denn es musste Raum geschaffen werden für die vom Verbandplatz noch immer frisch Einlangenden. Um ihren schweren Aufgaben zu genügen, hatten die Ärzte vollauf zu tun, es währte lange, bis jeder einzelne untersucht, frisch verbunden oder operiert werden konnte. Die ersten Toten am 30 September Am ersten Oktober wurden die ersten fünf zur letzten Ruhe gebettet. Da die Feldgeistlichen auf dem Schlachtfeld und bei dem Verbandplatz leider reichlich Arbeit hatten, so waltete der Ortspfarrer noch vielmals hier und in anderen Gemeinden seines in diesen Fällen so traurigen Amtes. Die Nachrichten lauteten nun günstiger, die uns bedrohende Abteilung der rumänischen Truppen war endgültig zurückgeschlagen, wir konnten nun ruhig sein. Als schönes Zeichen von Dankbarkeit und Nächstenliebe langten reichliche Spenden von unseren Nachbargemeinden ein: Agnetheln: große Schachtel Bäckerei und 10 Liter Wein Malmkrog: 115 Liter Milch, 898 Eier, einen grossen Wagen Brote, Butter, Rahm, Käse, Speck, Trauben und Äpfel Probstdorf: 830 Liter Milch, 528 Eier, 2 Wagen Brote, Bäckerei, Äpfel, Obstmarmelade und Honig Hundertbücheln: 80 Liter Milch, 151 Eier Neustadt: 90 Liter Milch, 212 Eier, 2 Säcke Äpfel Unsere Gemeinde durchschnittlich täglich: etwa 40 Liter Milch und 20 Eier, aus jedem Haus Bettzeug und zwei Brote, 10 kg Speck, Wild, Geflügel u.s.w.
Durch die reichliche Zuwendung von Lebensmitteln war es uns möglich die viel über 1000 Verwundeten und Kranken- (außer bei Metz hatte das Lazarett noch keinen so großen Krankenstand) gut versorgen zu können, was auch im zurückgelassenen Schreiben des Chefarztes vom Feldlazarett und des Chefs der Sanitätsabteilung eines deutschen Kriegslazaretts dankbar anerkannt worden ist. Am 12 Oktober marschierte das Feldlazarett ab, der Front nach, die noch nicht transportablen Kranken einer Sanitätsabteilung des deutschen Kriegslazaretts überlassend. Wie von lieben, guten Freunden nahmen wir von allen Abschied. Nach 4 Wochen waren auch die Letzten fort, alle Räume wieder leer, und das Leben ging seinen gewohnten Gang. |
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