Bericht J. Wolba

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Ausschnitte aus der Autobiographie von Franz Josef Wolba Nr. 132:

Zu Palmsonntag 1936 wurden wir konfirmiert. Es war eine schöne Konfirmation mit 36 Konfirmanden.

Nun wurden wir in die Jugend aufgenommen und in die Bruderschaft und Schwesterschaft eingegliedert. Die Aufnahme in die Bruderschaft wurde zum ältesten Kirchenvater gemacht und die Aufnahme in die Schwesterschaft erfolgte bei dem jüngsten Kirchenvater.

Wir Burschen wurden zum Kirchenvater Johann Wagner Nr. 29 in die Bruderschaft aufgenommen. Diese Annahme in die Bruderschaft geschah feierlich auf dem Zugang zum alten Kirchenvater, welchen man auch den "Knechtenvater" nannte. Ich erinnere mich noch so gut als sei es gestern gewesen, in der großen Stube saßen am Tisch:

    1. der Altknecht Johann Wolff Nr. 83

    2. der Jungknecht Johann Schöffend Nr. 82

    3. der Wortknecht Michael Bailer Nr. 146        

Der Knechtvater saß auf einem Stuhl ganz vorne im Zimmer.

Nun begann die Aufnahme mit uns. Der Jung-Altknecht nahm 2 Holzteller und schlug mit dem einen Teller auf den anderen und sagte: "stellt Euch". Bei diesen Worten "stellt Euch" mussten alle Brüder den Daumen von der rechten Hand ins Knopfloch der Dahlman (Dualemaun) stecken.

Dann machte der Jung-Altknecht die Wort:

"Wir sind erstens schuldig, dem lieben Gott zu danken für seine große Ehre und Glückseligkeit, damit er uns erhalten hat, bis zu diesem lieben Tag. Wir wollen den lieben Gott auch fernerhin bitten uns zu erhalten solange sein göttlicher Wille wird sein. Im übrigen wissen wir, daß in eine ehrliche Bruderschaft immer auch ehrliche Brüder eingebeten werden. So haben wir auch heute 18 ehrliche Brüder, welche sich in die Bruderschaft einbeten lassen wollen und welche versprechen die Jüngsten und die Geringsten zu sein. Wir wollen gebeten haben."

Der Jung-Altknecht schlug wieder auf den Teller mit den Worten:

“Der Jüngste soll vortreten, die Teller abholen von mir und unsere neuen Brüder einbitten." Da trat Michael Girst Nr. 154 vor den Tisch und nahm vom Jung-Altknecht die Teller. Er trat vor uns, machte die Wort noch mal. Dann kam der Knechtvater und übernahm uns mit einem Händedruck.

Nun war ich ein junger Knecht und musste mich nach den Ordnungen -laut Statuten- der Bruderschaft verhalten.

Wir mussten jeden Sonntag in die Kirche gehen und am Nachmittag um 2 Uhr zum "Fespergottesdienst". Bei verreisen oder sonstigen Motiven, dass man nicht zur Kirche oder Fesper gehen konnte, musste man sich einen Tag vorher beim Jung-Altknecht melden und Ihm das sagen, welcher das dann notierte. War man nicht gemeldet, musste man beim nächsten Zugang 5 Lei Strafe zahlen. Wenn man im Sommer nach 22 Uhr im Winter nach 21 Uhr auf der Straße war, mit Ausnahme man kam aus dem Krenzchen, wurde man auf dem Zugang auch mit 5 Lei bestraft. Wenn ein Bruder den anderen schwer beleidigte, wurde man mit dem "Schmänis" bestraft und das war eine große Summe für jeden Bruder 35 Lei. In meiner Jugendzeit war das nur einmal passiert, und zwar dem Bruder Georg Grommes Nr. 65. Dieser hatte den Herrn Pfarrer beleidigt und war mit dem "Schmänis" bestraft worden. Da er diese hohe Strafe nicht bezahlen wollte, wurde er aus der Bruderschaft hinausgeworfen. Na ja, und solche strenge Maßnahmen waren mehrere nach denen man sich halten musste.

Wir als Jugend übernahmen auch manche Arbeiten, wie zum Beispiel das Pfarrholz aus dem Wald bis zum Pfarrhof zu bringen. Einen Tag vorher wurde man verständigt "morgen das Pfarrholz bringen". Am anderen Morgen, schon beim Tagesgrauen, ratterten die Wägen aus dem Dorf in den Wald. Jeder wollte der Erste sein. Welcher dann der Erste war, bekam von der Frau Pfarrer einen schönen Blumenstrauss.

Zur Belohnung bekamen wir schöne Dankesworte und zwei Glas Wein oder Schnaps. Eine andere Arbeit war: im neuen Friedhof die Terrasse graben. Das war eine harte Arbeit. Wir freuten uns aber alle eine schöne Arbeit geleistet zu haben.

Wir hatten in der Jugend auch schöne Stunden.

Das erste Vergnügen des Jahres war der Jugendball am geschworenen Montag im Januar. Es war immer ein schöner Ball. Man tanzte in der "Knechtstriuf", dies war um Ordnung zu behalten. Sollte Zankerei oder andere Unannehmlichkeiten passieren, so wurden die Täter laut "Statutten" mit dem "Schmänis - Knechtstriuf" bestraft. In meiner Jugendzeit war das nie der Fall gewesen.

Dann war noch ein Ball zu Ostern, dann zu Pfingsten, nachher am Johannistag in der "Allee", dann zu Peter und Paul tanzte man auf dem "Ruitleifken" (ein Platz im Wald). Dort war es auch immer sehr schön. Die Jugend hatte dort im Wald drei Tanzplätze errichtet und Stände gemacht, bei welchen man sich es gemütlich machte bei Schnaps, Kuchen und Wein.

Dann folgte der Katharinenball, wo es auch immer sehr schön zuging.

Das Jahr wurde am "Stefestag", das war am 2-ten Weihnachstag, mit dem "Irtenball" geschlossen. Zu diesem Ball wurden die Mädchen von den "Schaffnern" im Namen der Bruderschaft eingeladen. Ich war auch 4 Jahre Schaffner. Zwei Jahre jüngster und zwei Jahre ältester Schaffner.

Die zwei letzten Einladungen machte man den Mädchen, die man ein bisschen lieb hatte. Diese Einladung erfolgte einzeln.

Trausch Georg ging zu Frl. Hermine Montsch Nr. 98c einladen und ich ging zu Frl. Sofia Grommes Nr. 111. Hier wurde gemeinsam mit den Eltern des Mädchens das Abendessen serviert. Nach dem Essen ging ich dann mit Fissi zum Ball.

Abgesprochen mit Georg Trausch trafen wir uns zu gleicher Zeit im Saal. Die Altmagd bedankte sich im Namen aller Mägde für die Einladungen und der Trausch und ich mit unseren Mädchen bekamen den ersten Tanz. Als wir unseren Raigen abgetanzt hatten durften dann alle Jugendlichen tanzen.

Es war schön in meiner Jugendzeit.

Es war so gegen 11 Uhr. Wir staunten über das Geläute zu dieser Zeit. Die Leute waren auf der Gasse und sagten uns der Krieg hat angefangen. Dann fing es auch in Jakobsdorf mit der Fröhlichkeit an zu dämmern. Schon bald mussten die Reservisten sich teilweise bei ihren militärischen Einheiten melden, um militärische Übungen zu machen und sonstige Arbeiten durchzuführen. So fuhren auch von Jakobsdorf viele Männer zu Ihren Einheiten. Nun blieben viele Frauen mit kleinen Kindern allein. Es war Sommer und sehr viele Arbeiten warteten auf Arbeiter. Nun hieß es helfen. Auch wir Jugendliche gingen alle fleißig helfen.

Wir teilten uns in Gruppen ein und halfen den alleinstehenden Frauen. Unsere Gruppe bestand aus 5 Mann:

    Johann Schüller 127

    Michael Duldner 105,

    Michael Theiss 126,

    Johann Schuff 75

und ich war der fünfte. Unsere Hilfe bestand durch mähen . Das Gras war reif zum mähen und das war die größte Hilfe, welche wir den Frauen geben konnten, da ja viele Männer eingerückt waren. Unsere Gruppe hatte folgendes Programm: Am Morgen 3 Uhr Treffpunkt auf der Wiese wo gemäht werden sollte. Dann arbeiteten wir bis 8 Uhr. Um 8 kam die Frau, welcher wir gemäht hatten mit dem Frühstück für uns. Es wurde gemeinsam gefrühstückt und nachher ging es mit der Arbeit weiter in der eigenen Wirtschaft. Und das ging so den ganzen Sommer. Wir waren von so vieler Arbeit abgemagert wie die Windhunde, aber zäh waren wir.

Erklärung zum

  • Kommunikation ist eine der schwierigsten Herausforderungen, welche die Menschen zu bewältigen haben.
  • Was heute in den Kommunikationskursen gelehrt wird, wussten die Jakobsdorfer schon viel früher.
    • Zum Beispiel:
      • Du hast Recht, aber...
      • Ich versteh deine Ansicht, möchte noch hinzufügen...
      • Ich akzeptiere deinen Standpunkt, möchte dir gerne auch meine Meinung...
      • und so weiter
  • Kommunikationsregel: Gesprächspartner akzeptieren und die eigene Meinung nicht mit einem Gegenangriff äußern.
  • Sprache

    Was ist Sprache?
    einzelne Wörter aneinander gereiht.
    Jeder versteht sie anders.
    ... doch versteht sie überhaupt jemand?

     

    Was ist Sprache?
    ein Versuch miteinander zu kommunizieren,
    Gedanken und Gefühle auszutauschen.
    ... doch verstehen wir wirklich den Anderen?

     

    Was ist Sprache?
    Sprache ist Alles und Nichts.
    Jeder meint mich zu verstehen.
    ... doch versteht mich überhaupt jemand?